Die Zahlen sprechen für sich. Nach zwei Jahren Pandemie ist das Ende der Leistungsfähigkeit bei vielen Eltern erreicht. Die Kuranträge von erschöpften Müttern und Vätern haben in den vergangenen Monaten stark zugenommen, wie die Auswertung von Müttergenesungswerk und den Krankenkassen Barmer und AOK zeigen. Zugleich sind viele Kliniken weiterhin im Überlebensmodus – Eine schwierige Situation.
2020 hieß es auf allen Seiten – Durchhalten. Nachzulesen im aktuellen Datenreport des Müttergenesungswerks (MGW). Eltern wurden durch den Lockdown mit all seinen Konsequenzen wie Homeoffice bei gleichzeitigem Homeschooling und Betreuung der Kinder, psychischer Belastung und Isolation vom helfenden Umfeld extrem belastet. Kuren mussten vielfach abgesagt werden. Als die Kliniken wieder öffnen durften, hatten sie mit völlig neuen Bedingungen zu kämpfen: verminderte Belegungszahlen, Hygienekonzepten, Planungsunsicherheit und kurzfristige Absagen, erhöhtem Aufwand an Personal, deutliche Mehrausgaben in verschiedensten Bereichen bei gleichzeitigen Einnahmeausfällen.
Und die aktuelle Situation ist nicht viel besser.
Mütter im Burnout
„Wir erleben derzeit eine Flutwelle an Kuranträgen von erschöpften Müttern und Vätern. Viele Eltern brechen nach zwei Jahren Pandemie mit Homeschooling und Kinderbetreuung psychisch und körperlich zusammen, weil sie inzwischen nicht mehr nur funktionieren müssen.“, so Yvonne Bovermann, Geschäftsführerin des Müttergenesungswerks. Die Folgen der Pandemiejahre zeigen sich mittlerweile unübersehbar und es steht zu befürchten, dass sie uns lange begleiten, denn die Erschöpfung ist weit verbreitet und sitzt tatsächlich tief. So ist das „Erschöpfungssyndrom“ aktuell die häufigste Indikation bei den Kurteilnehmer*innen.
„Die Mütter sind so hochgradig belastet, dass es sehr lange dauert, bis sie in der Kur wirklich ankommen und aufatmen. Die Kliniken sind im Moment also richtig gefordert und wichtig für die Mütter, damit sie jetzt endlich einmal loslassen und durchatmen können.“ (Rebekka Rupprecht, Leiterin Presse- & Öffentlichkeitsarbeit des MGW)
Die Corona-Krise steckt Familien spürbar in den Knochen. Die aktuelle Weltlage schürt weitere, neue Ängste und Sorgen. Bei all dem kämpfen Mütter Tag für Tag dafür, den ganz normalen Familienalltag zu bestreiten, ihre Liebsten möglichst unbelastet durch diese Zeit zu bringen und dabei alle Bälle in der Luft zu halten. Chronische Über-Belastung, Dauerstress, Erziehungsschwierigkeiten, Verlust oder Trennung – Die Liste, die psychisches Leid verursacht, ist lang. Mit einer Kurmaßnahme versuchen erschöpfte Mütter, zu neuer Ruhe und Balance zurückzufinden. Aber die Kliniken sind bereits auf lange Sicht ausgebucht, so dass viele Krankenkassen bereits jetzt die Gültigkeit der Atteste von 3 auf 12 Monate verlängert haben.
Kliniken in Not
Der Bedarf ist groß. Und wie die Datenlage zeigt, ist die Möglichkeit eine Kurmaßnahme zu nutzen, um die Akkus wieder aufzuladen, für viele inzwischen existenziell. Aber dieses Angebot vorhalten zu können, ist leider nicht selbstverständlich.
„Gleichzeitig sind die Kliniken selbst im „Survival-Modus“, weil sie bei den Corona-Maßnahmen gerne übersehen werden. Die Wertschätzung, die gesellschaftspolitisch den Vorsorge- und Rehakliniken entgegengebracht wird, spiegelt die Wertschätzung wider, die man Care-Arbeit Leistenden entgegenbringt – allen voran Müttern. Der Beitrag, den sie täglich für die Gesellschaft leisten und auch für die nächste Generation wird dabei nicht „gegengerechnet“.“ (Rebekka Rupprecht, Leiterin Presse- & Öffentlichkeitsarbeit des MGW)
Finanzielle Hilfen vom Staat gibt es derzeit für die Kliniken nicht mehr. Das MGW setzt sich aktuell für die Fortzahlung der Corona-Hilfen für die Kliniken ein, denn die durch Corona verursachten Mehrkosten und Einnahmeverluste sind geblieben.
Unterstützung ist wichtiger denn je
Das MGW ist die einzige Institution in Deutschland, die sich – auch politisch – für die Gesundheit von Müttern, Vätern und pflegenden Angehörige einsetzt. Bei ständigen Kürzungen, kämpft man hier dafür, dass der Zugang zu den kraftspendenden Kuren für die Sorgearbeitleistenden (=Mütter, Väter und pflegende Angehörige) in den Familien erhalten bleibt.
„Wir wünschen uns gesamtgesellschaftliche Verantwortung für Familien. Es sind immer noch Frauen, die die Hauptlast der Carearbeit für pflegebedürftige Angehörige tragen. Vor allem Mütter sind von Altersarmut bedroht. Durch Teilzeit bei Wiedereintritt in den Beruf, kann nicht ausreichend für die Rente vorgesorgt werden, da man Vollzeit Mutter ist. All das kann in einer Gesellschaft wie in Deutschland nicht hinzunehmen sein.“ (Rebekka Rupprecht, Leiterin Presse- & Öffentlichkeitsarbeit des MGW)
Beständigkeit ist im Einsatz für Mütter wichtig, denn immer noch liegt der Tagessatz für Kuren 33 % unter dem allgemeiner Reha- und Vorsorgemaßnahmen. Noch immer ist die Finanzierung der Beratungsstellen nicht gesichert, obgleich diese nachweislich zum Kurerfolg beitragen. Noch immer kann sich nicht jede den Eigenanteil leisten, um eine Kur anzutreten. Zuverlässige Unterstützung hilft dem MGW, gleichermaßen zuverlässig für ausgebrannte Mütter da zu sein.
Um Mamas am Limit also weiterhin die Teilnahme an einer Kurmaßnahme ermöglichen zu können und die Arbeit des Müttergenesungswerks und seines Klinikverbundes zu unterstützen, ist eine Spende aktuell wichtiger denn je.
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hier die nötigen Erst-Informationen dazu.