Wenn Müttern die Puste ausgeht – Eine Kurmaßnahme des MGW kann helfen

Was tun, wenn die Nerven blank liegen? Der Alltag zu einer Belastung wird? Die Kraft für die Herausforderungen von Karriere, Haushalt und Familie nicht mehr reicht? Eine Kurmaßnahme des MGW (Müttergenesungswerk) hilft und kann hier ein kleines Wunder bewirken.
Kurmaßnahme des MGW
Quelle: MGW

Multi-Tasking oder schlicht Mama-Wahnsinn

Welche Mama kennt es nicht? Das Gefühl des eigenen Daseins als „Krake“ im alltäglichen Wahnsinn! Morgens schon im Stress, damit die Kids rechtzeitig in Kita oder Schule sind. Bei der Arbeit schon überlegen, was am Nachmittag noch ansteht und erledigt werden muss. Was muss eingekauft werden, wie kommt das eine Kind zum Gitarren-Unterricht und das andere zur Nachhilfe? Oder wie halte ich sie davon ab, den halben Tag mit digitalem Zeitvertreib zu verbringen? Sind die Hausaufgaben gemacht, die Sportsachen für morgen gepackt, das Geburtstagsgeschenk für Oma gekauft und wer bringt die Katze zum Tierarzt? Die To-do-Liste von Mamas scheint oft unendlich. Die Kräfte aber sind es nicht! Eine Kurmaßnahme des MGW kann hier helfen neue Kraft zu tanken.

Irina Lieske vom Müttergensungswerk klärt uns auf über das MGW und die Möglichkeiten, die es uns bietet, um unsere Akkus bei einer Kurmaßnahme wieder aufzufüllen.

Kannst Du uns aufklären: Was ist das MGW eigentlich genau und was macht Ihr?

Das Müttergenesungswerk (MGW) ist eine gemeinnützige Stiftung. Unser Ziel ist die Gesundheit und Gesunderhaltung von Müttern und inzwischen auch von Vätern und pflegenden Angehörigen. Fünf Organisationen arbeiten unter dem Dach des MGW zusammen: die Arbeiterwohlfahrt, der Paritätische Wohlfahrtsverband, das Deutsche Rote Kreuz, der Evangelische Fachverband für Frauengesundheit e.V. sowie die Katholische Arbeitsgemeinschaft für Müttergenesung e.V. .

Gegründet wurde das MGW 1950 von Elly Heuss-Knapp, der Frau des ersten Bundespräsidenten, mit dem Ziel, die Gesundheit von Müttern mit Kuren zu unterstützen – damals gab es hierfür noch keinen gesetzlichen Anspruch. Anders als heute!

Die Stiftung sollte Mütter individuell mit Beratung, Kuren, Spenden und Nachsorge helfen und sich mit politischer und gesellschaftlicher Arbeit für gute Rahmenbedingungen und gesetzliche Regelungen für Mütter einsetzen. Zu den größten Erfolgen der politischen Arbeit der Stiftung zählt die gesetzliche Verankerung von Kuren zur Vorsorge und Rehabilitation für Mütter und Väter.

Bundesweit stehen mehr als 70 Kliniken, die vom MGW anerkannt sind, für Kurmaßnahmen zur Verfügung. Die Kliniken bieten nicht nur Kuren für Mütter und für Mütter mit Kindern, sondern aufgrund von gesellschaftlichen Entwicklungen und sich verändernden Rollenbildern inzwischen auch spezielle Kurmaßnahmen für Väter mit Kindern und pflegende Angehörige an. Wir haben das Angebot also mittlerweile deutlich erweitert.

Eine ausführliche und individuelle Beratung rund um alle Fragen zu den Kurmaßnahmen im Müttergenesungswerk bieten die rund 1.000 Beratungsstellen bei den Wohlfahrtsverbänden im MGW-Verbund.

Warum ist die Arbeit des MGW auch heute noch so wichtig?

Rund 3 Mio. Mütter sind kurbedürftig, das heißt, sie leiden unter Belastungen wie ständigem Zeitdruck, (Un-)Vereinbarkeit von Familie und Beruf, Erziehungsschwierigkeiten, Partnerschafts- und finanziellen Problemen und vielen mehr. Dies spiegelt sich in Erkrankungen wie Erschöpfungszuständen bis zum Burn-out, Rückenbeschwerden, Schlafstörungen, Unruhe- und Angstgefühlen und Kopfschmerzen wider. Die zurückliegenden und aktuellen Krisen haben die Situation nochmal deutlich verschärft. Viele Mamas sind am Ende ihrer Kräfte. Diese Mütter brauchen unsere Unterstützung.

Was ist das Besondere am Angebot des MGW?

Die Kliniken im MGW-Verbund arbeiten mit besonderen mütter-spezifischen Konzepten. D. h. die Mütter sind unter sich. Sie reisen gemeinsam an und bleiben drei Wochen als Gruppe zusammen, das ermöglicht den größtmöglichen Austausch. Die Mütter werden frauenspezifisch und ganzheitlich entsprechend ihrer Erkrankungen behandelt und respektvoll angenommen und unterstützt. Der Therapieplan wird individuell festgelegt und bezieht neben der gesundheitlichen Situation auch die persönliche Lebenssituation mit ein. Viele Kliniken bieten darüber hinaus besondere Schwerpunkte bzw. Spezialisierungen an, zum Beispiel für alleinerziehende Mütter, Mütter in Trennungs- und Scheidungssituationen, zur Trauerverarbeitung, für Mütter oder Väter mit Kindern mit Behinderungen, für Mütter nach einer Krebstherapie sowie für Soldatinnen und Soldaten oder deren Angehörige.
Gearbeitet wird zudem nach dem vom MGW entwickelten Konzept der „Therapeutischen Kette“. Dies beinhaltet ein integriertes System der gesundheitlichen Versorgung mit Information und Beratung, stationärer medizinischen Vorsorge- oder Rehabilitationskuren sowie Nachsorgeprogrammen. Dieses umfassende mütter- und väterspezifische Angebot ist weltweit einzigartig.

Quelle: MGW

Welche Frauen wenden sich denn an die Beratungsstellen und brauchen eine Kurmaßnahme des MGW?

Eine Kur ist für alle Mütter eine Option, die das Gefühl haben: „Mir ist alles zu viel. Ich kann nicht mehr.“ Wichtig ist: Jede Frau hat ein Recht auf eine Kur, wenn sie die medizinischen Voraussetzungen mitbringt – unabhängig von der gesellschaftlichen Schicht und dem Einkommen.

Warum habt Ihr sowohl Mütter-Kurmaßnahmen und Mutter-Kind-Kurmaßnahmen?

Müttermaßnahmen bieten Frauen (ohne Kinder) die Möglichkeit, sich ganz auf die eigene Gesundheit und die eigenen Bedürfnisse zu konzentrieren. Sie können hier Abstand gewinnen, Alltag und Mehrfachbelastungen hinter sich lassen und neue Wege und Kräfte finden.

Mutter-Kind-Maßnahmen kommen in Betracht, wenn z. B. die Mutter-Kind-Beziehung verbessert werden soll, eine besondere familiäre Situation vorliegt, das Kind nicht anderweitig betreut und versorgt werden kann.

Was passiert bei einer solchen Kur?

Jede Mutter erhält einen individuellen Therapieplan, der neben der gesundheitlichen Situation auch die persönliche Lebenssituation mit einbezieht. Eine Kurmaßnahme dauert in der Regel drei Wochen.

Quelle: MGW

Vor allem geht es bei einer Kur um die Stärkung der Selbstheilungskräfte, der Gesundheit der Mutter und der Bindung zwischen Mutter und Kind. In den Maßnahmen soll den Müttern der Rücken gestärkt werden. Damit das funktioniert, sollen die Maßnahmen Anstöße zur Veränderung geben und alltagstauglich sein. Mütter können zum Beispiel in der Kur überdenken, wie sie ihre Prioritäten und Verantwortungen verteilen. Sie sollen sich fragen: „Wann bin ich dran?“  und nicht mehr die eigenen Bedürfnisse zurückstellen. Dieses Umdenken ist ein wichtiger Prozess – der Beginn einer Veränderung.

Auf den Punkt gebracht: In drei Wochen wird nicht das Leben verändert, aber der Blick auf das eigene Leben. Und das ist ganz wichtig.

Was sind die Erfolge einer Kurmaßnahme des MGW?

Der gesundheitliche Erfolg der Maßnahmen in den vom MGW anerkannten Kliniken ist erwiesen. Ausgeprägte Eingangsbelastungen reduzieren sich deutlich. Eine Übertragung der Kurerfolge in den Alltag kann sehr gut gelingen: z. B. Verminderung von Erschöpfung, besserer Umgang mit sozialen  Problemen, Stärkung der Erziehungskompetenz. Darüber hinaus werden z. B. nach Ende des Aufenthalts weniger Medikamente genommen, fallen weniger Krankheitstage und Arztbesuche an. Auch der allgemeine Gesundheitszustand der Kinder verbessert sich signifikant.

Mütter beim Sport während der Kur_Müttergenesungswerk
Quelle: MGW

Was müssen Mütter tun, um in den Genuss einer Kur zu kommen?

Eine Mutter sollte auf jeden Fall die Unterstützung einer unserer Beratungsstellen in Anspruch nehmen, dann muss sie keine weiten Wege gehen. Die Beratungsstelle sucht eine passende Kurmaßnahme und hilft bei allen Belangen rund um die Kurmaßnahme.

Kurmaßnahme des MGW
Quelle: MGW

Die Beraterinnen und Berater beantworten alle Fragen rund um die Kurmaßnahme im persönlichen Gespräch und suchen eine passende Klinik. Grundlage für den Kurantrag ist das Attest. Dieses erhältst Du bei Deiner Ärztin/Deinem Arzt. Falls Dein Kind auch krank ist, benötigt es ein eigenes Attest. Anschließend bespricht die Beratungsstelle mit den Müttern, ob eher eine Mütter-Kur oder eine Mutter-Kind-Kur in Frage kommt.

Die 6-Schritte zur Kur haben wir Euch hier mal zusammengestellt.

Warum braucht das MGW Spenden?

Die Arbeit des Müttergenesungswerks beruht größtenteils auf Spenden, denn die Stiftung erhält keine öffentliche Förderung. Ein Großteil der Spenden fließt in die direkte Kurbezuschussung von einkommensschwachen Müttern. Zwar finanziert die Krankenkasse die Kurmaßnahmen, aber übernimmt nicht die Kosten z.B. für An- und Abreise oder den gesetzlichen Eigenanteil. Spenden sind auch für unsere wichtige Aufklärungsarbeit nötig.

Wie kann man konkret helfen? Was bewirken die Spenden?

Mit einer 10-Euro-Spende ermöglicht man einer Mutter, die es sich nicht ohne weiteres leisten kann, den notwendigen Eigenanteil pro Kurtag (220 Euro für eine gesamte Kurmaßnahme) oder man unterstützt die Mutter beim Kauf von wetterfester Kinderkleidung, Gepäckkosten oder bei weiteren Kurnebenkosten.

 Danke für das Gespräch, liebe Irina Lieske!

 

 

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